Viel gerudert und noch mehr gelacht

Ruder-Exkursion auf den Wohlen-, Bieler-, Neuenburger- und Murtensee im September 2023

 

«Wanderfahrt» - das tönt so nach Rucksack und Bergschuhen. Aber auf dem Perron in Thalwil fand sich die eine Hälfte der Crew allesamt mit Rolltaschen und schon im Rudertenue ein. Die andere Hälfte reiste mit dem RCT-Büssli direkt nach Wohlen. Ich war ja gespannt, was mich erwartet. In meiner ersten vollen Rudersaison durfte ich mit.

 

Die Schwierigkeiten, die sich uns boten, waren jedoch zu Beginn weniger sportlicher als verbindungstechnischer Art. In Bern ging es uns wie von Mani Matter vor 50 Jahren besungen: «Das isch’s Lied vo de Bahnhöf, wo der Zug geng scho abgfahre isch oder nonid isch cho», nur dass wir auf Busse nach Wohlen warteten. Während wir den Netz- und Haltestellenplan konsultierten, ging uns der nächste schon durch die Büsche. Irgendwie langten wir aber dann doch beim RC Wohlen an und wurden aufs Herzlichste begrüsst und bewirtet. Irgendwie kam mir die wunderbare Bootshalle bekannt vor. Déjà-vu? Habe ich wirklich in einem früheren Leben schon gerudert? Irgendeinmal wurde das Rätsel gelüftet. Vor über 20 Jahren war das das Migros-Restaurant an der Expo im Dreiseenland. Passt ja gut als Einstieg in unser Ruderabenteuer.

Dass Reto mit dem Bus nach uns eintrifft, hätten wir nicht erwartet.

 

Als dann alle da waren durften wir bald aufs Wasser. Mit Planung und Disziplin. Oh nein, in Wohlen trägt man keine «Arfele» (für nicht-Berner: einen Arm-voll) Ruder runter zum Wasser. Jede/jeder in jeder Hand ein Ruder. Wow, haben die schöne Boote! Und was für einen akkurat mit drei verschieden farbigen Mikrofasertüchern beflaggten Wäschetrockner! Leider hab ich vergessen, den zu zeichnen. Aber wir waren ja zum Rudern da.

 

Bald legten wir auf drei Boote verteilt Richtung Mühleberg ab. Wir ruderten den ganzen «See» entlang. Wer findet, der Zürisee sei schmal, war noch nie auf dem Wohlensee. Mehrmals fragten wir, ob wir nun auf der Aare oder auf dem See seien. War an sich auch egal. Wir konnten uns kaum satt sehen an der schönen Umgebung. Unsere Gastgeber steuerten uns auch – meist! – elegant durch das viele Seegras, dass die BWK-Seekuh noch nicht gefressen hatte. Unvergesslich, das «Ypsilon» der drei Boote für das Erinnerungsbild vor der Staumauer. Bei der Rückfahrt landete unser Boot dann prompt im Seegras-Teppich. «Ramseiers wei go grase, Ramseiers wie go grase, …. und i ruedere mit!», summte ich. Grööl!

 

Eine kleinere Delegation ruderte dann nach dem Mittagessen noch Richtung Bern, also Richtung Neubrügg. Die Aare ist nur bis dort ruderbar. Der «See» wurde stromaufwärts nochmals schmaler. Ah, jetzt sind wir wirklich auf der Aare. Eine Schlaufe im Flusslauf. Hoppla was kommt denn da? Statt Schilf steht plötzlich eine Art Trabantenstadt am Ufer. «So öppis hei mer am Zürisee au! Das heisst bi üs au so: «Au». Dort hat es ganz ähnlich hässliche Wohnblöcke», meinte ich. Stefan fiel vor Lachen fast aus dem Kahn. Baden gingen wir dann natürlich auch noch. Aber richtig angezogen und total freiwillig.

 

Transfer. Mörigen am Bielersee. Alles erzählen wir hier nicht. Am nächsten Morgen wasserten wir am Bielersee dann unsere eigenen Boote ein: Die Castor, die Aurora und die Bora Bora. Das Abladen war Hollywood-verdächtig: Jede machte irgendwas, einige schossen Fotos. Ich sagte dann zu Stefan: «Das ist Boote-Abladen nach James Dean!». Verdutzter Blick zurück. «Kennst Du den Film nicht? «Denn sie wissen nicht, was sie tun!».

Irgendwie kamen die Boote ins Wasser und die RCT-Crews mehr oder weniger trocken auf die Rollsitze. Herrliche Ausfahrt an der Petersinsel vorbei Richtung Neuenstadt. Dort hatten sie in der Badi – «oui, oui on est ouvert!» - wenig Freude an uns, weil wir eigentlich keinen Kaffee, sondern nur den WC-Schlüssel wollten. Erleichtert ging es dann den Rebbergen entlang Richtung Biel. Nach Neuenstadt (ou bien La Neuveville) und vor Ligerz (ou bien Gléresse) sagte ich in der Aurora: «Jetz rumplets de glii gwaltig!». «He? Wieso? Was isch?» «Jetzt ruedere mir de grad über ä Röstigrabe!» Wir gerieten total aus dem Rhythmus, lachten eine Runde und weiter gings!

 

Mittagessen in Biel. Wir genossen die Sonne und versuchten nicht auf die aufziehenden Wolken und den auffrischenden Wind zu achten. Aber irgendwann war die Vernunft dann doch grösser als das «Savoir vivre». Wir mussten ja gegen den Wester, zum Glück nicht gegen den Joran oder die Bise, zurück nach Mörigen. Wellig war’s trotzdem und – für einmal! – entsprechend konzentriert und ruhig im Boot. Das Auswassern war fast so elegant, wie das Einwassern am Morgen. Pas de details! Schwimmen ging ich dann auch noch - ich war ja schon nass.

Eigentlich hatten wir es am Vortag ja geübt. Aber wir wasserten am nächsten Morgen irgendwie alle nach einem neuen Modell ein. Wir waren ja auch anders auf die Boote verteilt. Jetzt ruderten wir Richtung Vinelzer Bucht, durch den Hafen von Erlach hindurch auf die andere Seite der Chüngeliinsel und weiter Richtung La Neuveville. In die Badi getrauten wir uns zum «Brünzle» nicht mehr. Fanden aber einen besseren Ort, bevor wir durch den Zihl-Kanal Richtung Neuenburgersee und La Tène ruderten. Spannend so einen schmalen Kanal entlang. Prompt kam natürlich ein Kursschiff.

 

«He, du bisch doch Sägler. Was sind das für Seezeiche?», fragt Astrid. An sich sollte man hier nicht rein; Abgrenzung des Naturschutzgebiets. Wir sollten diesen Pricken und Bojen entlang, statt der direkten Linie, nach Richtung Campingplatz Gampelen. «Aber eifach schnäu, es rägnet nümm trochner!».

Gestärkt, getrocknet und gewärmt traten wir nach dem Zmittag die Etappe durch den Broye-Kanal rund um den Wistelacherberg (ou bien «Mont Vully») zum Murtensee an. Lutz steuerte die Aurora wunderbar; er versuchte immer wieder, mir auf der Eins mit irgendwelchen herabhängenden Ästen die Mütze vom Kopf zu holen… Wir waren schnell. Das OK sass aber in den anderen Booten. «Also, Murte isch dört äne!». So ruderten wir weiter, über den See, in den Schilfgürtel, ums Schilfinseli rum und plötzlich winkte Reto auf einem Ponton. Auswassern, fast so wie wir es gewohnt sind.

Murten heisst für mich seit der Kindheit so viel wie «Niidlechueche!». Während sich die Crew im Hotel vor der Reception die Füsse in den Bauch stand, holte ich mal zwei dieser wagenradgrossen Dinger, damit wir den Bauch auch von oben her stopfen konnten. «Mmm, fein!». Ein herrliches Zvieri – vor dem Fondue am Abend. An dem Abend gingen wir nicht hungrig ins Bett!

 

War es das üppige Essen vom Vorabend, der Wein oder doch das Wetter, das uns dann in Murten am Morgen die Boote aufladen statt einwassern liess? Auf jeden Fall war das auch nochmals ein Derby. Wie kommt jetzt dieser Anhänger auf die Kupplung. «Weiss das niemer?» Diesen Hebel muss man doch irgendwie lösen können, dieser Griff ist doch für irgendwas da. Knorz und Gezerre. Es wurde gewerweisst, geübt, probiert, sogar telefoniert! Nach Anweisung von Heiner via Telefon juckte ich dann mal auf die Stange und …. Hallo! Drin war die Kupplung.

Grosses MERCI ans OK (Antonia, Astrid, Daniela, Heiner, Heiko, Stefan T.), MERCI an den Busfahrer (Reto), MERCI an die Mitruderer (Aga, Barbara, Bruno, Lilly, Litsa, Luz, Sandra, Stefan S.), Merci für die Top-Stimmung und das Zusammen-Lachen! Merci für wunderbare Kurzferien!

 

Bernhard Schweizer